Warum die Rallye an der Börse weitergehen wird

Nach den positiven Entwicklungen des COVID-19 Impfstoffs und dem Wahlergebnis in den USA, das auf politische Stabilität hoffen lässt, hat sich der FTSE 100 Index in den vergangenen acht Wochen um mehr als 1.000 Punkte gesteigert. Experten sehen gute Chancen, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird.

So haben es die EU und Großbritannien geschafft, einen Freihandelsvertrag zu schließen. Ansonsten hätte zum Jahreswechsel der Brexit begonnen. Die Einigung auf eine gemeinsame Linie hat ein großes Chaos, auch an der Börse, vermieten. Der Freihandelsvertrag hat in letzter Minute die Unsicherheiten gedämpft. Jahrelang zurückgehaltenes Investitionsinteressekann kann nun den FTSE 100 weiter in die Höhe treiben.

Auch die Entwicklung des Impfstoffs zur Bekämpfung der COVID-19 Pandemie wird sich positiv auf die Entwicklung des FTSE 100 auswirken. Auch wenn sich Großbritannien aktuell wieder in einem harten Lockdown befindet, gibt es mit bisher 1,5 Millionen geimpfte Menschen. Anlass, um positiv in die Zukunft zu blicken. Bis Mitte Februar sollen 15 Millionen Menschen in Großbritannien geimpft sein. Das wären mehr als 20% der Gesamtbevölkerung des Landes. Diese positive Entwicklung treibt auch die Aktienmärkte nach oben.

Richtungsweisend für die Entwicklung des FTSE 100 könnte auch der Ausgang der US-Wahl sein. Mit dem neuen Präsidenten Biden wird eine stabile Politik erwartet. Da die Bekanntgabe der U- Wahlergebnisse zeitgleich mit der Einführung des COVID-19 im Stoff zusammen fiel, es ist nicht möglich zu sagen, ob sich nur eines der beiden Ereignisse oder beide Ereignisse (und wenn ja in welcher Form) auf den Finanzmarkt ausgewirkt haben.

Apple erstmals auf Rekordhoch

Erstmals in der Aktien-Geschichte von Apple wurde die 140 US-Dollar Marke geknackt. Damit zogen die Papiere des Großkonzerns um mehr als 4 Prozent an. Das stimmte besonders Experten und Anleger optimistisch, dass das Ziel von 175 US-Dollar zu erreichen ist.

Grund für den Anstieg könnte der Hype um den iPhone 12 Superzyklus sein. Daher setzen viele Anleger kurzfristig nicht nur darauf, dass Apple die Bruttomargen insgesamt steigern könnte, sondern auch auf den iPhone Superzyklus. Dabei hatte Apple im März 2020 noch mit einem aufgrund der COVID-19-Pandemie bedingtem Zwischentief zu kämpfen und hat seitdem deutlich zugelegt.

Apple ist das teuerste börsennotierte Unternehmen mit einem Kapital von ca. 2,4 Billionen Dollar.

Impfstoff Aktien im Fokus

Als die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach war schnell klar, dass zwei ursprünglich unbekannte Unternehmen den Ausweg aus der Krise ebenen könnten: CureVac aus Tübingen und BioNTech aus Mainz arbeiten seitdem an einem neuartigen Impfstoff. Mittlerweile wissen wir, dass BioNTech den Wettlauf um das COVID-19-Vakzin mit seinem Kooperationspartner Pfizer aus den USA gewonnen hat.

CureVac hat aktuell noch keinen Impfstoff auf dem Markt gebracht. Das Unternehmen ist nicht nur auf die Impfstoffentwicklung spezialisiert, sondern fokussiert ebenso Therapien zur Bekämpfung von Krebs sowie proteinbasierte Therapien gegen Atemwegserkrankungen, Augenerkrankungen und Lungenerkrankungen.

Auch BioNTech ist ebenfalls kein reines Impfstoffunternehmen, sondern hat sich ebenfalls auf die Entwicklung neuartiger Krebstherapien spezialisiert. Die Entwicklung basiert auch hier auf dem noch recht neuem mRNA-Ansatz, bei dem ein Botenstoff das Immunsystem zum Kampf gegen einen Virus angeregt.

BioNTech veröffentlichte kürzlich Daten, die die Annahme zulassen, dass das mRNA-Verfahren auch für die Behandlung anderer Krankheiten eingesetzt werden kann. Dieser Umstand macht das Unternehmen für viele Branchenkenner für eine Übernahme interessant. Hauptaktionär von BioNTech, Thomas Strüngmann, stellte daraufhin schnell klar, dass langfristig kein Verkauf geplant sei, sondern das Unternehmen viel mehr auf dem Weg zu einem eigenständigen Pharmakonzern sei.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Aktien wieder: viele Anleger sahen zu Beginn des letzten Jahres großes Potenzial in der Krebsforschung von BioNTech und investierten entsprechend. Mit Beginn der Corona-Pandemie ging die Aktie dann jedoch richtig durch die Decke. Der Ausgabepreis entwickelte sich von 15 Dollar zu 105 US-Dollar. Diese Euphorie bekam jedoch einen großen Dämpfer, als nicht mehr klar war, welcher Pharmakonzern das Rennen um den Impfstoff machen wird. Die Aktie fiel somit Ende April 2020 auf 37 Dollar. Mit zunehmender Erfolgsaussicht, dass BioNTech den Wettlauf für sich entscheiden wird, stieg die Aktie bis Dezember 2020 auf ein Rekordhoch von 131 Dollar.

Der rasante Anstieg auf den Höchstwert ist auch auf die Empfehlung einer Expertengruppe für die Notfallzulassung des Impfstoffes in den USA zurückzuführen. Aktuell schwankt der Kurs zwischen 100 und 110 Dollar. Somit kommt die Aktie nicht mehr an den Höchstwert heran, jedoch haben Anleger ihren Einsatz immerhin versiebenfacht.

Eine Bilanz zum Börsenjahr 2020

Das Börsenjahr 2020 war von der Pandemie bestimmt und gezeichnet. Geprägt von einem der gravierendsten Markteinbrüche der zurückliegenden Jahre um mehr als 30 Prozent Kursverlust und dem anschließenden Aufholen der Verluste in Rekordzeit. Nebenher lief noch einer der größten Bilanzskandale der modernen Finanzgeschichte mit der Wirecard-Pleite. Das Jahr hat vielen Anlegern graue Haare beschert und auch 2021 wird vermutlich nicht weniger spannend. Dies lässt eine aktuelle Befragung eines großen Finanzdienstleisters vermuten, in der rund 30 Prozent der 1000 befragten Männern und Frauen angaben, im neuen Jahr weniger Geld auszugeben und ihren Konsum deutlich zu verringern. Wie in den Vorjahren nehmen sich auch in diesem Jahr nur wenig deutsche vor, 2021 etwas bei der Geldanlage zu riskieren bzw. zu investieren. Des Deutschen liebste Einlage ist noch immer das Sparbuch.

Demnach gaben nur 18 Prozent der Befragten an, künftig ein Wertpapiersparplan einzugehen, um in regelmäßigen Abständen Investments mit Kleinbeträgen vorzunehmen. Geld an der Börse zu investieren Plan im neuen Jahr lediglich 15 Prozent. Wichtig ist den Anleger dabei nicht nur ihr Geld zu vermehren, sondern in nachhaltige und soziale Unternehmen und Projekte zu investieren. Dies ist nicht verwunderlich: von den weltweit ca. 7,2 Billionen Dollar, die in Finanzprodukte mit Umwelt- und Sozialkomponenten (ESG-Finanzprodukte) angelegt werden, hat Europa einen Anteil von 80 Prozent.

Anleger, die bereits im vergangenen Jahr aktiv an der Börse Geld investiert haben, setzen ihre ganze Hoffnung in einen starken Anstieg des DAX. Voraussetzung dafür wäre die vorzeitige Bewältigung der Corona-Krise, so dass die Unternehmensgewinne wieder deutlich anziehen würden. Bereits an der New Yorker Börse konnte beobachtet werden, wie sich Unternehmensgewinne nach den Lockerungen von Corona Einschränkungen entwickeln. Finanzexperten rechnen mit weltweiten Firmengewinn für das neue Jahr von bis zu mehr als 30 Prozent und für Aktien von bis zu 10 Prozent.

Da besonders kleine Unternehmen während Krisen in der Vergangenheit häufig die Gewinner von Rezession waren, raten Experten kleine amerikanische Aktiengesellschaften in den Fokus der Anlageoptionen zu nehmen. Zukünftig, so die Annahme, dürfte sich vor allem die Entwicklung des Dollars positiv auswirken. Der schwache Dollarkurs schafft die Rahmenbedingungen dafür, dass Exporte kleiner Unternehmen aus den USA noch besser werden.

Auch wird das bereits angesprochene Thema ESG-Finanzprodukte zukünftig eine große Rolle in Amerika spielen. ESG-Anlagen haben sich in der Krise als schwankungsicher erwiesen. Gerade Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Klimawandel dürften zentrale Themen unter Präsident Biden sein und somit auch für den amerikanischen Finanzmarkt zunehmend interessant werden.